Marken, die (noch) nicht entwertet worden sind, heißen ungebraucht. Auch solche Marken werden gesammelt. In diesem Artikel erfährst du, auf was du achten musst.

1 x 1 der Begriffe

Auch wenn Du nur gebrauchte Marken sammelst, wirst Du wohl einige ungebrauchte Marken in Deinem Tauschmaterial haben. Daher solltest Du die folgenden Bezeichnungen kennen:

Postfrisch (im Katalog: PostfrischPostfrisch):

postfrisch

Die Marke ist in dem Zustand wie sie von der Post verkauft wurde. Auf der Rückseite befindet sich das unbeschädigte Originalgummi.

Besonders in Deutschland sind viele Sammler sehr streng mit kleinen und kleinsten Beschädigungen des Gummis. Ein Fingerabdruck ist bereits ein ganz erheblicher Schaden, der dazu führt, dass die Marke nicht mehr als postfrisch durchgeht!

Bei Marken ab 1945 werden in den Katalogen fast ausschließlich Preise für postfrisch angegeben.

Ungebraucht mit Falz (im Katalog: Ungebraucht mit Falz):

Falz

Früher haben die Sammler ihre Marken mit kleinen Papierstreifen ins Album geklebt. Diese Streifen nennt man Falz. Ungebrauchte Marken, die auf der Rückseite einen solchen Falz, Reste davon oder auch nur Spuren davon haben, nennt man "ungebraucht mit Falz".

Ungebraucht ohne Gummi (im Katalog: (Ungebraucht ohne Gummi)):

Das sind Marken, die nur noch Gummireste oder gar kein Gummi mehr haben.

Solche Marken werden aber nur selten im Katalog notiert. Ausnahmen sind:

  • Sehr alte Marken bis etwa 1860: Hier gibt es zum Teil kaum ungebrauchte Marken mit Originalgummi.
  • Bei manchen Marken kann das Gummi zur Beschädigung der Marke führen, zum Beispiel weil das Gummi brüchig wird und dann sehr leicht das Papier zerreißt oder weil das Gummi Substanzen enthält, die das Papier zerfressen können. Dann ist es besser, das Gummi zu entfernen. (Keine Angst, so etwas ist sehr selten und steht dann auch im Katalog! Wenn du im Zweifel bist, erkundige dich bei deiner Jugendgruppe, deinem Verein oder deinem Briefmarkenhändler, ob es nötig ist, das Gummi zu entfernen!)
  • Viel häufiger sind Marken, die von der Post von Anfang an ohne Gummi ausgegeben wurden. Im Katalog findet man dann in der Kopfzeile die Abkürzung "o. G.".

Die Preisunterschiede sind erheblich

Die Preisunterschiede zwischen "postfrisch" und "ungebraucht mit Falz" sind erheblich. Marken mit Falz sind meistens weit weniger als die Hälfte des postfrischpostfrisch-Preises wert. Hier einige Beispiele:

Alle Preise in Michel-Euro. Quelle: MICHEL-Deutschland-Katalog 2012/2013.

Marke MiNr. Falz postfrischpostfrisch Abschlag
Deutsches Reich "Südamerikafahrt Luftschiff Zeppelin" 438-439 650,00 3500,00 81%
Deutsches Reich "10 Jahre Deutsche Nothilfe" Block 2 1800,00 7000,00 74%
Deutsches Reich "Olympiade 1936 Berlin" 609-616 22,00 140,00 84%
DDR "Tag der Briefmarke 1949" 245 2,00 7,00 71%
Berlin "Bauten I" 10Pf 47I 0,30 1,00 70%
Bundesrepublik "Gutenberg-Bibel" 198 0,70 1,80 61%

Nepper, Fälscher, Bauernfänger

Die großen Preisunterschiede verführen natürlich immer wieder Leute, ihre Tauschpartner oder Kunden übers Ohr zu hauen.

Marken ohne Gummi oder mit Gummischäden werden gerne repariert, indem fehlendes Gummi einfach durch neues ersetzt wird. Solche Stücke sind nach der Reparatur aber noch weniger wert als vor der Reparatur. Nun wäre es aber Betrug, dem Partner dies Stücke als "postfrisch" anzubieten. Und für Betrug kann man ins Gefängnis kommen. Also muss man den Partner irgendwie leimen. Daher werden solche Marken eben nicht als "postfrisch" angeboten, sondern als "ungebraucht ohne Falz mit tadelloser Gummierung" oder so.

Also: Nur wer "postfrisch" oder postfrischpostfrisch sagt, der meint auch wirklich "postfrisch", wer sich daran vorbeimogelt, bietet auch keine postfrischen Marken an!

Muss es immer postfrisch sein?

Wer ungebrauchte Marken sammelt, der sollte sich überlegen, wie wichtig ihm die postfrische Erhaltung ist. Marken mit Falz sind erheblich billiger und leichter zu bekommen. Viele Sammler sind froh, wenn sie die unbeliebten Falzmarken los werden. Und solange sie sauber gefalzt und ansonsten einwandfrei sind, sehen sie im Album ja auch schön aus. Sammelwürdig sind auch die gefalzten Marken! Es gibt sogar prominente Sammler, die so sammeln. Zum Beispiel Wolfgang Massen, Chefredakteur der BDPh-Zeitschrift "philatelie".

Eins ist aber klar: Falzmarken und Marken mit kleinen Schäden im Gummi sind erheblich günstiger als einwandfrei postfrische Marken. Und das muss sich im Preis bzw. im Tauschwert bemerkbar machen. Der MICHEL-Katalog gibt "mindestens 60% Nachlass" für Marken nach 1955 an. Die Betonung liegt dabei auf mindestens, je moderner die Marken sind, desto höher sind die Abschläge!

Eine gute Geldanlage sind Falz-Marken aber nicht. Dafür sind sie zu schwierig zu verkaufen.