Teil 1: Bis 1945
Der erste Teil unseres Artikels reicht von den Anfängen der Briefmarke bis zum Ende des zweiten Weltkrieges.
1849-1871 Altdeutschland
altdeutsche Marken: Obere Reihe: Bayern "Wappen" (1867-1911), "Ludwig" (1914-1920), untere Reihe: Sachsen "Wappen" (1863), Preußen "Adler" (1861), Württemberg "Ziffer" (1875-1900), Norddeutscher Postbezirk (1868-1869)
Inschriften:
"Baden"
"Bayern"
"Norddeutscher Postbezirk"
"K. Württ. Post"
"Württemberg"
und andere
Bayern gab 1849 die erste Briefmarke in Deutschland heraus. Zur dieser Zeit gab es in Deutschland eine Vielzahl von Staaten, von denen sich viele zur Herausgabe eigener Briefmarken entschlossen. Eigene Marken gaben lange Jahre lang die folgenden Länder heraus:
- Baden (bis 1871),
- Bayern (bis 1920),
- Helgoland (bis 1890) und
- Württemberg (bis 1902, Dienstmarken bis 1923).
Die folgenden Länder gaben ebenfalls eigene Marken heraus, übernahmen aber 1868 die Marken des neu gegründeten Norddeutschen Bundes (Norddeutscher Postbezirk):
- Bergedorf
- Braunschweig
- Bremen,
- Hamburg,
- Lübeck,
- Mecklenburg-Schwerin
- Mecklenburg-Strelitz
- Oldenburg
- Preußen,
- Sachsen,
- Schleswig-Holstein und Lauenburg sowie
- Thurn und Taxis (kein Staat, sondern Postverwaltung der meisten Kleinstaaten).
- - 866 Marken, keine Blocks
Diese Gebiete sind überwiegend teuer und fast ausschließlich durch Kauf zu bekommen, wobei Bayern von wenigen Ausnahmen abgesehen einigermaßen erschwinglich ist.
1871-1945 Deutsches Reich
Sechs Marken aus 70 Jahren Deutsches Reich: oben: "großes Brutschild" (1872, Stempel aus Königsberg (Kaliningrad), heute Russland), "Pfennige" (1875), "Germania" (1900-1922), Aufdruck auf Bayern-Marke (1920), "Reichspräsidenten" (1928-1932)
Inschriften:
"Reichspost"
"Deutsche Reichspost"
"Deutsches Reich"
"Großdeutsches Reich"
Mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 ging die Postverwaltung vom Norddeutschen Bund auf die neue Reichspost über. Von den süddeutschen Staaten trat nur Baden dem Deutschen Reich vorbehaltlos bei, Württemberg und Bayern wurde der Beitritt durch einige Sonderrechte versüßt, zu denen auch eine eigene Postverwaltung zählte, die Württemberg 1902 und Bayern erst 1920 aufgab.
Die Revolution 1918 (nach dem ersten Weltkrieg) und die neu gegründete Republik schlägt sich erst 1921 auf neuen Dauerserien nieder. Während der Hochinflation im Jahr 1923 erschienen in einigen Orten Lokalausgaben (Teil II).
Nach der "Machtübernahme" Adolf Hitlers erscheint hingegen noch im selben Jahr (1933) eine Zuschlagsserie mit Werken Richard Wagners und einem neuen Wasserzeichen "Hakenkreuze".
Im Größenwahn wird ab Ende 1943 die Inschrift der Marken auf "Großdeutsches Reich" umgestellt. Das Gebiet endet mit der Kapitulation des Dritten Reichs 1945. Direkter Nachfolger sind die Marken der Kontrollratsausgaben (im MICHEL-Katalog fortlaufend nummeriert).
+ 1087 Marken, 9 Blocks
Dieses zeitlich längste deutsche Sammelgebiet ist, von einigen Ausnahmen abgesehen, in den Hauptnummern auch für Normalverdiener erschwinglich. Meist sind die gestempelten Marken günstiger als die postfrischen. Die Inflationszeit hält aber eine Reihe sehr teurer gestempelter Marken bereit.
1886-1918 Deutsche Auslandspostämter und Kolonien
Einmal um die Welt mit der Deutschen Reichspost: Auslandspostamt Marokko (Germania-Aufdruck 1905), Auslandspostamt China (Germania-Aufdruck 1905) und Kolonie Samoa (Kaiserjacht, 1900)
diverse Inschriften
Um einen reibungslosen Postverkehr mit der Heimat zu gewährleisten, wurden in einigen Gebieten, für die sich das frisch gebackene Kaiserreich Deutschland interessierte, Auslandspostämter gegründet, die zum Teil auch eigene Briefmarken verwendeten:
- China,
- Marokko und
- Türkei.
In geringem Umfang verschaffte sich auch das Deutsche Reich Kolonien, die ab 1893 eigene Briefmarken verwendeten:
- Deutsch-Neuguinea,
- Deutsch-Ostafrika,
- Deutsch-Südwestafrika,
- Kamerun,
- Karolinen,
- Kiautschou,
- Marianen,
- Marshall-Inseln,
- Samoa und
- Togo.
Im Versailler Vertrag trat das Deutsche Reich seine gesamten Kolonien an die Siegermächte ab. Die letzten Marken erschienen 1919, wurden aber nur noch am Sammlerschalter in Berlin verkauft.
- - 547 Marken, keine Blocks
Die Marken der Auslandspostämter und Kolonien sind zu einem geringen Teil recht preiswert, insgesamt sind sie aber doch erheblich schwieriger zu bekommen und teurer als die des Deutschen Reiches.
1920-1922 Deutsche Abstimmungsgebiete
Marken aus den Abstimmungsgebieten (alle 1920): Allenstein (Ostpreußen, Aufdruck auf deutschen Marken, Marienwerder (Westpreußen, italienischer Druck), Oberschlesien und Schleswig.
diverse Inschriften
Nach der Niederlage des Deutschen Reichs im ersten Weltkrieg wurden mehrere Randgebiete des Deutschen Reichs zunächst abgetrennt und von den Siegermächten verwaltet und später Volksabstimmungen über die Rückkehr zum Reich durchgeführt. Diese Abstimmungsgebiete sind
- Allenstein (Ostpreußen),
- Marienwerder (Westpreußen),
- Oberschlesien und
- Schleswig.
Hierzu gehört auch das Saargebiet.
- 209 Marken, keine Blocks
Sehr unterschiedlich schwierig zu bekommen, einige Ausgaben sind sehr teuer.
1920-1939 Freie Stadt Danzig
Danzig: (oben) Aufdruck auf "Germania"-Marke (1920), Staatswappen (1921-23), (unten) Flugpost (1923), neue Wappenzeichnung (1924-1939), polnische Post im Hafen Danzig (1929)
Inschriften:
"Danzig"
"Freie Stadt Danzig"
Das Gebiet der Stadt Danzig wurde im Versailler Vertrag vom Reich abgetrennt und zum selbstständigen Staat gemacht. 1939 kam Danzig wieder zum Deutschen Reich.
Im danziger Hafen war ein Postamt der polnischen Post tätig, das den Postverkehr mit Polen abwickelte und eigene Marken hatte.
+ 406 Marken, 3 Blocks
Ein übersichtliches Gebiet, das bis auf drei Marken ("Innendienst", MiNr. 47-49) erschwinglich ist, soweit man mit gefälligkeitsgestempelten Marken Vorlieb nimmt, ** etwas teurer (+/-).
1920-1923 Memelgebiet
Memelgebiet: Französische Marken mit Aufduck "Memel" (1920-23)
Inschriften:
"Memel"
"Memelgebiet"
Im Versailler Vertrag wurde das an Litauen grenzende Gebiet unter französische Verwaltung gestellt. 1923 wurde es bei autonomer Verwaltung an Litauen angegliedert.
+ 237 Marken, keine Blocks
Übersichtlich und über weite Strecken billig, enthält aber doch ein paar teurere Ausgaben.
1920-1935, 1947-1956 Saargebiet und Saarland
1. und 2. Zeile: Saargebiet (1920-1935): Aufdruck auf Germania-Marken (1920), Freimarke (1921), Schachtanlage (1926).
3. Zeile: Saarland und OPD Saarbrücken (1947-1957): Dauermarke (1948), Bundespräsident Heuss (1957)
Inschriften:
"Sarre",
"Saargebiet",
"Saar",
"Deutsche Bundespost Saarland"
Nach jedem der beiden Weltkriege wurde das heutige Saarland, das damals durch seinen Bergbau große wirtschafltliche Bedeutung hatte, vom übrigen Deutschland abgetrennt.
Das Saargebiet wurde im Versailler Vertrag dem Völkerbund unterstellt, und stimmte 1935 in einer Volksabstimmung zu Gunsten des Verbleibs im Deutschen Reich (Saargebiet).
Nach dem 2. Weltkrieg kam das Gebiet erneut unter französische Besatzung und wurde 1947 wirtschaftlich an Frankreich angeschlossen (Saarland). 1957 kam es wieder zurück zur Bundesrepublik, hatte aber noch bis 1959 eigene Marken in französischen Franc.
- 492 Marken, 2 Blocks
Bis Anfang der 50er Jahre immer wieder sehr teure Marken (Auktionsware), bei Lokalpatrioten aber sehr beliebt.
1914-1918 Deutsche Besetzungsausgaben im ersten Weltkrieg
1. Zeile: Belgien, Etappengebiet West (Belgien), Polen, erneuter Überdruck durch die polnische Post nach Abzug der Deutschen
2. Zeile: Baltikum, und drei Marken für Rumänien.
diverse Inschriften
In den während des ersten Weltkrieges von Deutschland besetzten Gebieten wurden spezielle Marken verwendet, die meistens durch Aufdrucke auf den gängigen Marken der "Germania-"Serie entstanden.
- 86 Marken, keine Blocks
Für Spezialisten geeignet, sehr unterschiedliches Preisniveau.
1938 Sudetenland
diverse Aufdrucke auf tschechoslowakischen Marken
1938 wurde die Tschechoslowakei gezwungen, ihre überwiegend deutsch besiedelten Grenzgebiete (Sudetenland), an Deutschland abzutreten. In einer kurzen Übergangszeit erschienen zahlreiche Überdruckprovisorien, die fast alle teuer sind.
- - 414 Marken, 4 Blocks
Ausschließlich für kapitalkräftige Menschen geeignet.
1939-1945 Deutsche Besetzungsausgaben im zweiten Weltkrieg
Zeugen deutschen Größenwahns: 1. Zeile: Böhmen und Mähren (Tschechoslowakei), 2. Zeile: Generalgouvernement Warschau (Teile Polens): zunächst Aufdrucke auf Hindenburg-Serie, später eigene Motive.
1. Zeile: "Ukraine"-Aufdruck auf Hitler-Serie, "Ostland"-Aufdruck für das Baltikum. 2. Zeile: "Luxemburg"-Aufdruck auf Hindenburg-Serie und Sondermarken.
diverse Inschriften
Während des zweiten Weltkrieges erschienen in den von Deutschland besetzten Gebieten wiederum eigene Briefmarken. Die einzelnen Gebiete gaben sehr unterschiedlich viele Marken heraus.
- 933 Marken, 4 Blocks
Für Spezialisten mit gut gefüllter Brieftasche interessant. Manche Gebiete (zum Beispiel Generalgouvernement Warschau und Böhmen und Mähren) sind recht preiswert (+). Einige Marken können als Belegexemplare in die Deutschland-Sammlung aufgenommen werden.
1942-1945 Feldpostmarken
links: Zulassungsmarke für Luftfeldpostbriefe (1942),
rechts: Zulassungsmarke für Feldpostpäckchen (1942)
Inschriften:
"Luftfeldpost Deutsches Reich"
"Deutsche Feldpost"
und einige andere
Nachdem der kostenlose Feldpostversand eingeschränkt wurde, erschienen mehrere Zulassungsmarken für verschiedene Dienste, von denen nur wenige preiswert sind.
- 17 Marken, keine Blocks
Einige Marken sind umstritten und teuer. Als Anhang für die Sammlung "Deutsches Reich" geeignet.